Kirche St. Georg

Das erste Gotteshaus in Kallmuth war eine, der Burg zugehörige, Kapelle; der, im Unterbau noch romanische, Turm dieser Kirche trägt die Jahreszahl 1243 eingeschlagen. Auch das Patrozinium,

St. Georg, weist auf eine Gründung durch den Besitzer der Burg hin und Reste von Türrahmen in den Begrenzungsmauern zeugen von einer Nutzung als Hauskapelle.


Das Dorf selber gehörte zum Kirchspiel Weyer, später ist die Kapelle dem Ort als Gotteshaus überlassen worden - gemäss einem Pergamentbrief aus dem Jahr 1414, der im Besitz der Erben von Pützfeld war, sollte der Pfarrer in Weyer wenigstens zweimal die Woche in Kallmuth die hl. Messe lesen.


Ein altes Urkundenbuch enthält den Hinweis, dass der Weyerer Pfarrer im 17. Jahrhundert einmal wöchentlich die hl. Messe zu feiern und an Lichtmeß, Palmsonntag sowie am St. Georgstag und zu Maria Himmelfahrt ein Hochamt zu halten habe. Infolge einer Stiftung war auch zu der Zeit der Pfarrer von Dottel verpflichtet, alle 14 Tage in Kallmuth eine hl. Messe zu lesen - er bezog hierfür 7 Karren Holz aus dem Weyerer Busch und 8 Bäume aus dem „Nachbarn Busch" zu Kallmuth nebst der Nutzung eines Eckelgartens (vermutlich Kirschgarten) als jährliches Deputat.

Der schon in der Historie der Burg erwähnte Ahnherr des Rittersitzes, Henricus de Calenmunt soll, von Epilepsie gequält, in der dortigen Kapelle über die Wunder des heiligen Erzbischofs und Martyrer Engelbert von Köln nachgedacht, sich mit der Bitte an Gott, ihm Gesundheit zu erwirken, zu Boden geworfen und folgend eine ausserordentliche Leichtigkeit seines Körpers verspürend, keinerlei Beschwerden dieser Fallsucht mehr für den Rest seines Lebens empfunden haben.


Ende des 30-jährigen Krieges, Pfingsten 1644, wurde die Kapelle von marodierenden Soldaten in Brand gesetzt, sodaß, bedingt durch die Hitze, die Glocken im Turm schmolzen - erst zum Ende des Krieges (1648) hin konnte, nicht zuletzt bedingt durch die Verarmung der Bevölkerung, an einen Neubau gedacht werden. Schon 1649 wurden zwei neue Glocken gegossen und erst 1665 konnte der schon in 1647 begonnene Bau abgeschlossen werden.


1786 stifteten die Geschwister Dahmen (siehe Historie der Schule) eine Frühmesse in der Kapelle; durch die Neugestaltung des Kirchenwesens unter Napoleon wurde Kallmuth 1804 zu einer Succursalpfarre, jetzt zum Dekanat Steinfeld gehörend, erhoben.


Basierend auf einer großzügigen Spende der Witwe de Noel in Höhe von 2000 Talern konnte unter Leitung des Maurermeisters Breitenbenden eine Vergröberung der Kirche 1861/62 vorgenommen werden; allein aufgrund der heftig steigenden Bevölkerungszahl erwies sich jedoch diese Massnahme als unzureichend - am 18. August 1888 wurde der Grundstein des heutigen Baues gelegt.


Der alte Turm mit Zwiebelhaube blieb zunächst noch bestehen - erst 1902 erfolgte, nach den Plänen des Kölner Architekten Theodor Kremer eine erneute Vergrößerung des Kirchenschiffes im neuromanischen Stil mit der charakteristischen, achtseitigen Pyramide des Glockenturmes In früheren Zeiten und erneuert in den 50iger Jahren des letzten Jahrhunderts ist diese Kirche als Wallfahrtsort zur Schmerzhaften Mutter bekannt, gehört die Pfarre seit 1925 zum Dekanat Mechernich und feiert jährlich zum 1. Mai den Georgsritt als Reiter- und Fussprozession auf einer Wiese, den Georgspütz, gelegen an der Strasse Richtung Vollem.


Quelle

Kallmuth, Dorf am Pflugberg, 1976 ‚Karl Guthausen


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